Nach 17 Jahren Abschied

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Nach 17 Jahren Abschied

Manfred Isemeyer verabschiedet sich nach 17 Jahren Stiftungsarbeit aus dem Stiftungsvorstand

Manfred Isemeyer ist der Gründer der Humanismus Stiftung Berlin und war von 2006 bis 2022 deren Vorstandsvorsitzender. Der studierte Politologe hat den Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg 31 Jahre als Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzender geleitet. Er ist Ehrenmitglied des Verbands und koordiniert seit 2018 ehrenamtlich den Historischen Arbeitskreis.

Lieber Manfred Isemeyer, nach 17 Jahren als Vorstandsvorsitzender der Humanismus Stiftung Berlin hast du dich entschlossen, dein Amt niederzulegen. Was hat dich zu diesem Entschluss bewogen?
„Ich weiß, was man für diesen Job braucht, und ich weiß, dass ich nicht mehr genug im Tank habe“ sagte die neuseeländische Ministerpräsidentin Jacinda Ardens Anfang 2023 bei ihrem Rücktritt. Mir geht es ähnlich. Ich höre auf mit dem Gefühl der Dankbarkeit dafür, dass ich das großartige Amt des Vorsitzenden der Humanismus Stiftung Berlin über so viele Jahre innehaben durfte.

Die Humanismus Stiftung Berlin wurde 2006 gegründet. Mit welchem Ziel hast du die Stiftung mit ins Leben gerufen?
Im Mai 2005 habe ich dem damaligen Landesvorstand vorgeschlagen, eine Stiftung zur Förderung des säkularen Humanismus zu gründen. Die Vorteile einer Stiftung sahen wir in ihrer Nachhaltigkeit, Langfristigkeit und Planbarkeit sowie der dauerhaften finanziellen Unabhängigkeit von Kostenträgern. Mit der Stiftung wollten wir neue Zielgruppen ansprechen und steuerliche Begünstigungen, die ein stifterisches Engagement mit sich bringt, herstellen. Von der Idee bis zur offiziellen Anerkennung der Humanismus Stiftung Berlin am 18. Juli 2006 dauerte es noch 14 Monate.

Haben sich die Ziele erfüllt?
Ich denke ja. So konnten wir das ursprüngliche Stiftungsvermögen im Laufe der Jahre durch Einwerben von Zustiftungen und Spenden verzehnfachen. Bereits im ersten Jahr ihres Bestehens konnte die Humanismus Stiftung Fördermittel für den Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg und die Humanistische Akademie ausschütten. Bis 2022 konnten trotz internationaler Finanzkrisen fast 500.000 Euro Zuwendungen an Projekte und Einrichtungen des Verbandes fließen.

Was waren die Highlights der Stiftung aus deiner Sicht?
2008 machte die Stiftung erstmalig von der satzungsrechtlichen Möglichkeit Gebrauch, ein Projekt als eigenes Vorhaben zu realisieren: Zusammen mit einer anderen Stiftung wurde die Errichtung eines Denkmals zu Ehren des Philosophen und Dichters Giordano Bruno am Potsdamer Platz finanziert. Stiftung und Humanistischer Verband haben 2002 gemeinsam den Flechtheim-Preis für Demokratie und Menschenrechte (2019 in Humanismus-Preis für Menschenrechte umbenannt) gestiftet. In guter Erinnerung habe ich beispielsweise die Verleihung des Preises 2018 an die Journalistin Dunja Hayali mit der Würdigung durch den Laudator Ingo Zamperoni. Weitere Höhepunkte in der Geschichte der Stiftung waren aus meiner Sicht die Jahresempfänge, die Gründung des Stifterkreises 2017 sowie die erstmalige Verleihung des neuen Preises „Jugend gestaltet Zukunft“ der Stiftung 2021. Mit dem Preisgeld sollen alle zwei Jahre junge Menschen oder Gruppen gewürdigt, die sich mit einem Projekt um die Stärkung des demokratischen Miteinanders verdient gemacht haben.

Was wünschst du der Stiftung für die Zukunft?
Die Stiftung hat sich seit ihrer Gründung vorrangig als finanzieller „Dienstleister“ für den Humanistischen Verband verstanden. Die Begrenzung auf diese Stiftungstätigkeit hat zur Folge, dass die Stiftung kaum öffentliche Bedeutung erlangt. Wenn die Humanismus Stiftung in Zukunft wirkungsvoller und mit dem Anspruch des gesellschaftlichen Wandels im Sinne des Humanismus agieren will, muss sie prüfen, ob sie ihre Fähigkeiten zum Experimentieren, zum Ausprobieren von neuen Ansätzen ausgeschöpft hat. Es wird notwendig sein, den Fokus der Stiftungsarbeit zu schärfen, in die Öffentlichkeitsarbeit zu intensivieren (Stichwort: Social Media) und die Kooperation mit anderen (Unternehmen, Non-Profit-Organisationen, Stiftungen, öffentlichen Einrichtungen) zu erweitern. Um die Stiftung zukünftig sichtbarer zu machen, müssen neue Zielgruppen (außerhalb des HVD) angesprochen und verschiedenartige Veranstaltungsformate entwickelt werden. Das alles wird aber nur gelingen mit Professionalität und einem großen Kreis von ehrenamtlich Engagierten.

Ruhestand kommt scheinbar nicht von „Ruhe“ haben. Mit welchen Projekten und Forschungen bist du derzeit befasst? Was treibt sich an?
Ich werde es mir gönnen, die Dinge, die bisher zu kurz gekommen sind, anzupacken. Um mein Hobby Fotografie will ich mich intensiver als bisher kümmern. Des Weiteren arbeite ich an zwei Buchprojekten, darunter einer bebilderten Chronik des Humanistischen Verbandes, die im Frühjahr 2025 erscheinen soll. Meine Fähigkeiten und Kenntnisse werde ich weiterhin im Bürgerverein „Zukunftswerkstatt Heinersdorf“ bei mir im Kiez einbringen. Graswurzelarbeit nannte man das früher. Der Humanismus Stiftung bleibe ich auch in Zukunft ideell verbunden. Was mir noch wichtig ist: Reisen mit meiner Frau, Begleitung meines studierenden Sohnes und Betreuung der Enkelkinder.